Viele Quedlinburger wollen, dass das Standbild als Mahnung wieder entsteht.
Viele Bürger von Quedlinburg, aber auch die, die unsere Stadt besuchen und über die Bahnhofsbrücke gehen, wissen nicht mehr, dass auf der rechten Seite in den Parkanlagen gegenüber vom „Haus der Schönheit“, ein prächtiges Reiterdenkmal stand. Es war in seiner Schönheit und handwerklichen Leistung einmalig in Deutschland.
Dieses Reiterdenkmal wurde am 27. Oktober unter Anteilnahme der Quedlinburger Bevölkerung und seiner hier stationierten Soldaten feierlich eingeweiht. Mit Stolz konnten die Quedlinburger auf dieses Denkmal sehen, aber auch mit innerer Trauer. Zuviel Leid und Erinnerungen wurden wach. Es sollte an die Soldaten des 7. Kürassierregimentes, die in der Schlacht am 16. August 1870 bei Mars la Tour (Frankreich) gefallen waren, aber auch an die altmärkischen Ulanen, erinnern. Es war ein Todesritt. Von 800 Reitern bedecken nach dieser Schlacht 379 die Erde. In einem Gedicht heißt es:
„Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt, wohl wichen sie unseren Hieben: Doch von zwei Regimentern, was ritt und stritt – unser zweiter Mann ist geblieben – und wir dachten, den Toten, den Toten.“
Das Denkmal – Mahnmal – wurde von unserem Quedlinburger Bürger Richard Anders geschaffen. Auf grauem Granit stand ein Reitern- ein einfacher Soldat. In der linken Hand hielt er die Standarte der 7. Kürassiere. Auf der Vorder- und Rückseite des Sockels stand auf einer Konsole ein fliegender Adler. An der Längsseite je eine Relieftafel. Die eine Seite zeigte den Auszug der 67er und der 7. Kürassiere aus unserer Stadt. Angetreten waren diese auf dem Quedlinburger Markt. Auf der Rathaustreppe standen Persönlichkeiten der Stadt Quedlinburg. Dies geschah am 25. Juli 1870. Der 1. Bürgermeister der Stadt Quedlinburg, Herr Brecht, verabschiedete die Soldaten mit den Worten: „So zieht denn hin und denkt an eure Heimat“
Die zweite Reliefplatte zeigt die Kaiserproklamation.
Leider wurde dieses Reiterdenkmal Ende 1945 heruntergerissen und ist verschwunden. Warum haben unsere damaligen Stadtväter dieses Denkmal nicht retten können, oder wollten sie es nicht? Andere Größen, wie z.B. der Alte Fritz, August der Starke, oder andere Denkmale, die nicht der Zeit entsprachen, wurden eingelagert. Hier war es ja nur ein einfacher Soldat, er musste in den Krieg ziehen, in den Tod.
Ich habe viele Quedlinburger Bürger gesprochen, sie würden sich freuen, wenn dieses Denkmal wieder stehen würde. Herr Richard Anders würde stolz sein, wenn die Quedlinburger Handwerker, Restauratoren und andere Firmen, unter Schirmherrschaft der Stadtväter, dieses Denk- und Mahnmal wieder neu erschaffen.
Artikel aus der „Mitteldeutschen Zeitung“ 1992 von Hasso Storbeck
Standarte des Quedlinburger Reiterdenkmals auf Hausboden wohlbehütet aufgefunden
Einigkeit: Alte Schützengesellschaft will kupfergetriebene Fahne restaurieren lassen
Der berühmte Bildhauer Richard Anders, geb. 1852 in Quedlinburg, Schöpfer vieler Denkmale, so des ehemaligen Reiterdenkmals, aber auch Schöpfer des Kaiser-Wilhelm-Denkmals in Köln, würde, wenn er noch lebte, diese scheußliche Tat, die Vernichtung des Reiterdenkmals nie begreifen können. So geht es auch vielen Quedlinburgern.
Wie Heinz Kramer aus Stuttgart in der Ausgabe vom 30. Dezember 1991 schon schrieb, (siehe oben), war die Entfernung des Reiterdenkmals ein Komplott mit den damaligen sich selbst ernannten „Stadtvätern“ von Quedlinburg und den sowjetischen Besatzern.
Das Denkmal hätte bestimmt gerettet werden können, aber der Hass der damaligen Kommunisten war wohl zu groß. Ein mutiger Mann, der als Flüchtling nach Quedlinburg kam, rettete trotz Bedrohung, einige Teile des Denkmals. Die Seitenplatten mit den Namen der gefallenden Krieger mussten herausgegeben werden und kamen zum Altstoffhändler Winter.
Aber das Wertvollste, die Standarte, konnte gerettet werden, das Wahrzeichen der Seydlitzkürassiere (Magdeburg) Nr. 7. Dieser Teil des Reiterdenkmals lag immer wohlbehütet auf dem Boden von Herbert Zabel aus Quedlinburg. Vielleicht ist dies ein Signal für alle Quedlinburger, auch für die, die nicht mehr hier wohnen, aber immer noch mit ihrer Heimatstadt verbunden sind, dieses heute, einmalige Kunstwerk wieder zu erschaffen und damit der damaligen Willkür eine Abfuhr zu erteilen.
In der Jahreshauptversammlung der „Alten Schützengesellschaft 1553 zu Quedlinburg“, die am 21. Februar stattfand, wurde durch dessen Vorsteher, Hasso Storbeck, angeregt, das Symbol dieser Standarte in die neue Standarte der Schützengesellschaft mit aufzunehmen. Die Mitglieder haben diesen Vorschlag geprüft und angenommen. Weiterhin wurde beschlossen, die aus Kupfer getriebene Standarte restaurieren zu lassen. Die Standarte findet im Schützenverein der „Alten Schützengesellschaft 1553 zu Quedlinburg“ ihren Ehrenplatz.

Heute befindet sich die Standarte im Garnisonmuseum Quedlinburg, im Steinweg 47 und kann dort von der Öffentlichkeit bewundert werden. Leider konnte sie bis heute nicht restauriert werden.
Im gegenüberliegenden Park stand das Denkmal „FRIEDE BESCHÜTZT DURCH WAFFEN“. Auch dieses existiert heute nicht mehr. Es wurde 1896 auf der Kunstausstellung in Berlin mit dem 1. Staatspreis ausgezeichnet und von Prof. Ludwig Manzel geschaffen.
Der damalige preußische Kulturminister Dr. Robert Bosse, ein Sohn und Ehrenbürger unserer Stadt, geboren am 12. Juli 1832 und gestorben am 31. Juli 1901 in Berlin, überließ diese Bronzegruppe der Stadt. Sie wurde im Jahr 1898 aufgestellt. Es soll am 16. August 1945 durch die sowjetische Militärregierung demontiert worden sein.